Infizierte Knie saniert: Nach Monaten im Rollstuhl und verhinderter Amputation ist Patient Gosbert Neff glücklich. Durch vier Krankenhäuser führte Gosbert Neff seine Leidensgeschichte. Heute ist der 65-jährige Leidersbacher unendlich dankbar. „Eineinhalb Jahre saß ich im Rollstuhl. Ständig drohte die Amputation. Aber dank Dr. Göhring und Dr. Probst kann ich wieder gehen.“
Das ist die Geschichte eines Patienten und zweier Ärzte der Chirurgischen Klinik II: Im Jahr 2008 hatte Gosbert Neff beidseits künstliche Kniegelenke erhalten (Krankenhaus 1) und konnte gut damit gehen. Bis 2012, als (in Krankenhaus 2) für eine Bypass-Operation Venen aus dem Unterschenkel entnommen wurden. Aufgrund seiner schweren Erkrankung erhielt Neff auch neue Herzklappen und einen Herzschrittmacher. Kardiologisch war alles gut geregelt. Doch in der Folge des Veneneingriffs siedelten sich Bakterien auf den Prothesen an. Beide Knie entzündeten sich, schwollen an, schmerzten.
Der Versuch zur Sanierung führte Neff in eine renommierte orthopädische Universitätsklinik (Krankenhaus 3). Beide befallenen Knieprothesen wurden ausgetauscht und durch Spacer (Platzhalter) ersetzt, die mit Antibiotika getränkt waren. Zusätzlich sollten Vakuumpumpen die Bakterien aus dem Körper ziehen, „..bei insgesamt 16 Operationen“, sagt Neff. Doch die Entzündungswerte blieben unverändert hoch. Längst war der Patient auf den Rollstuhl angewiesen. An eigenständiges Laufen war nicht mehr zu denken. Besonders belastend: „Vor jeder neuen OP versuchten die Ärzte mich auf „Plan B“ vorzubereiten, die Amputation schien unvermeidbar.“
Neffs Frau erinnert sich: „Wie ein Häufchen Elend saß er in der Ecke, hat nicht mehr gesprochen, der ganze Körper hat ihm wehgetan.“ Die Situation verschlimmerte sich, Herzschmerzen stellten sich ein, ein neuer Herzschrittmacher wurde eingesetzt. Dann, am 10. Oktober 2014, kam Gosbert Neff als Notfall mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Klinikum Aschaffenburg (Krankenhaus 4).
„Der Patient saß im Rollstuhl. Beide Knie waren offen, aus jedem tropfte Eiter“, erinnert sich Dr. Ulrich Göhring, Leitender Oberarzt der Chirurgischen Klinik II, der aufgrund der orthopädischen Situation am Tag der Aufnahme gerufen wurde. Mit Wissen, Sorgfalt, Zuspruch und viel GeduldEs begann – mühsam und langwierig – eine Genesungsgeschichte. Die Spacer wurden entfernt, über Jet-Lavage wurde die gesamte Oberfläche der Wunden bis in den Markraum der Knochen hinein mehrfach gespült. Dieses mechanische Verfahren reinigt Wunden mit Bürsten und pulsierendem Wasserstrahl, die infektiöse Flüssigkeit wird abgesaugt. Danach konnten Abstriche gemacht werden; erneut wurden Antibiotika tragende Spacer eingesetzt.
Dann war Geduld gefragt. Wiederholt wurde Blut abgenommen zur Kontrolle der Entzündungswerte, mehrere Wochen dauerte es, bis die Haut sich regeneriert hatte, bis die Narben heilten – eine große Belastung für den Patienten, der in dieser Zeit nicht laufen konnte. Das alles geschah unter der engagierten Patientenführung von Oberarzt Dr. Artur Probst. Heute noch weiß er um alle Prozesse bei seinem Patienten. Der sagt dazu: „Dr. Probst hat mir alles erläutert, mich durch die Operation begleitet und mir Mut zugesprochen.“
Auch Ehefrau Klara Neff bestätigt, wie positiv ihr Mann auf die ärztliche Zusprache und Fürsorge reagiert hat. Zum chirurgischen Vorgehen sagt Dr. Göhring im Rückblick: „Entscheidend ist, die infizierten Stellen optimal mechanisch zu reinigen. Kein Keim darf übrig bleiben, der dann erneut hochkocht.“ Die reine Gabe von Antibiotika reiche da nicht. Eine Amputation übrigens wurde im Klinikum nicht erwogen. In schwierigsten Fällen nur sei manchmal als Abhilfe gegen eine drohende Blutvergiftung die Versteifung des Kniegelenks erforderlich. Als die Sanierung geglückt und die Knie keimfrei waren, folgte schrittweise der Wiedereinbau.
Die erste Knie-Prothese wurde im April 2015 eingesetzt, die zweite folgte Ende August 2015. Beide wurden über je einen Reha-Aufenthalt gefestigt. Gosbert Neff und seine Frau sind unendlich dankbar. Der Patient konnte einige Monate ohne Schmerzen und ohne Gehhilfe frei laufen. Leider kam es zu einem erneuten Sturz, die Schenkelfraktur musste operativ stabilisiert werden, so dass Gosbert Neff jetzt für längere Strecken Krücken oder Rollator nutzt.
Sein Dank gilt Dr. Göhring, der die Sanierung leitete und im Hintergrund präsent war. Er gilt ebenso Oberarzt Dr. Probst, derjeden einzelnen Schritt überwacht und sich auch persönlich um den Patienten gekümmert hat. „Ich wollte, dass vor allem bei komplexen Patienten wie Herrn Neff, alles in einer Hand bleibt.“ Dieser Erfolg macht nicht nur Gosbert Neff glücklich, sondern auch die Ärzte sehr zufrieden. Sichtbare Dokumentation war ein Video der erfolgreich wiederhergestellten Gehfähigkeit. Dr. Probst hat es mit dem Handy gemacht und Dr. Göhring in den Urlaub nachgeschickt. lh
Auch wenn eine Vielzahl an Patienten im Klinikum medizinische Hilfe suchen und finden, bleiben manche Geschichten in Erinnerung, weil sie lange dauerten, weil sie überraschend oder auch besonders glücklich verlaufen sind. Hier erzählt ein Patient der Orthopädie.
Ärzte nennen es „eine komplexe Situation“. Patient Helmar Krebs, 72 Jahre, aus Aschaffenburg hat einfach nur gelitten. Nach einer langen Vorgeschichte mit 50 Eingriffen hat er am 7. November eine neue Hüfte bekommen. „Seither sind meine unerträglichen Schmerzen weg“, sagt Krebs. Aus Dankbarkeit möchte er seine Geschichte bekannt machen: „Ich bin der Meinung, das Ärzte- und Pflegeteam hat es verdient.“
Krebs war bereits in der Vergangenheit Patient des Hauses, orthopädisch, kardiologisch... Links trägt er einen orthopädischen Spezialschuh zum Ausgleich der Beinlänge. Wegen starker Hüftschmerzen stellte er sich unter anderem bei einer bestens renommierten Universitätsklinik und anderen Kliniken vor, um die sehr belastete rechte Hüfte mit einer Prothese versorgen zu lassen. Operiert wurde er jedoch nicht, zwei Herzstillstände, jeweils mit Reanimation, kamen dazwischen.
Also ertrug Helmar Krebs zwei Jahre lang die Schmerzen mithilfe immer stärkerer Schmerzmittel. Er bewegte sich mühsam in einem Elektro-Rollstuhl. Bald, so warnte sein Hausarzt, werde er nicht mehr stehen und sitzen können. „Mir wäre nur das Pflegebett geblieben.“ So begannen Krebs und seine Frau die Suche nach einer Klinik, die ihn operieren würde. Überall stießen sie auf Ablehnung, zu groß seien die Risiken, dass der Patient aufgrund der Herz-Kreislaufsituation nicht mehr aufwacht.
Schließlich kam Helmar Krebs zurück ins Klinikum und wandte sich an den Chefarzt der Unfallchirurgie: „Wir haben ein ausführliches und sehr intensives Gespräch geführt“, sagt Krebs. Es folgten vier Wochen Bedenkzeit, die der Patient nutzte, um Schriftliches zu regeln und eine Patientenverfügung zu treffen. Das zweite Gespräch folgte. Dann die OP. Der Eingriff ist gut verlaufen. Krebs kann wieder mit Gehwagen laufen, er kann ohne Schmerzen auf dem operierten Bein stehen und wurde am 21. November entlassen.
Schmerzmittel braucht er nicht mehr. Er fühlt sich „mit sich selbst versöhnt“ und ist unendlich dankbar.